Carpe diem hieß es damals so schön in der Zeit des Barock- nutze den Tag. Denn das Leben ist eine unendliche Achterbahn, das einen an der einen Ecke erschreckt und einen an einer anderen mit einem Wunder überrascht. Unendlich im abstrakten, und doch so vergänglich. Wir sind jung und frei, folgen unserem eigenen Weg mit Höhen und Tiefen, müssen Entscheidungen bei Wegabzweigungen treffen und aus Sackgassen wieder hinausfinden. Oft ist es leichter, oft aber auch schwerer. Und auch dann sollte man nie vergessen, dass man im Hier und Jetzt lebt, nicht im Gestern oder im Morgen!!

Dienstag, 23. August 2016

Egal, in welchem Takt.

Eine Sternschnuppe. Ich darf meinen Wunsch nicht verraten, das bisschen Aberglaube ist da. Aber jeder, der mich besser kennt, wird es wissen.
Dort oben thront der Große Wagen. Ich habe mich nie gefragt, was er in sich trägt. Bis jetzt. Die Träume aller Menschen? Den Schmerz? Das Glück oder Unglück? Die Freiheit? Oder ist er leer? Jedenfalls muss er ein Loch haben und über der Welt etwas von seinem Inhalt verlieren... ungleichmäßig.
Noch eine Sternschnuppe. Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt. So viele Menschen, die gerade die selben Sterne betrachten, wie ich. Dadurch sind wir alle irgendwie verbunden. Aber trotzdem:
Einsamkeit. Etwas wichtiges fehlt. Ich überlege, was es sein könnte, lege mich zurück auf den harten kalten Boden und sehe nach oben in die tiefschwarze Nacht. Dann weiß ich es. Das Licht fehlt. Mein Freund, der sonst immer für mich leuchtet, dem ich so ähnlich bin, ist fort. Deshalb: Einsamkeit. Von der Promenade her höre ich gedämpfte Musik und das Lachen Betrunkener. Ich bin traurig und nüchtern und wahrnehmen kann ich nur das Rauschen des Ozeans mit seinen Wellen. Monoton schwappen sie an den Strand. Gleichmäßig und gleichermaßen beruhigend wie Regen in der Nacht.
Oben im Camp tanzen sie in diesem Moment. Sie tanzen, lachen, schütteln ihre Haare und bewegen ihre Körper zur Musik. Ich kann es nicht... Meine Gedanken wollen mich nicht freigeben, das wollten sie nie. Sie sperren mich in mir selbst ein. Ich will nicht tanzen. Ich kann nicht tanzen. Das sagen sie mir. Aber ich weiß, dass im Moment nur Eines wichtig ist. Dass mein Herz schlägt. Egal in welchem Takt. Solange es nicht aufhört, ist alles gut. Schmerz. Langsam. Angestrengt, alle meine Glieder und Organe mit Sauerstoff zu versorgen und gleichzeitig offene Wunden zu heilen.
So sitze ich hier. atme, weil es pumpt. Ich vermisse meinen Freund, der mir so ähnlich ist.
Eine Sternschnuppe. Trotzdem Einsamkeit.
ICH kann nicht tanzen. ICH will nicht tanzen. Aber vielleicht beginnt mein Herz zumindest wieder eines Tages richtig zu tanzen. Im Takt.






Mittwoch, 17. August 2016

Fort von hier

Langsam setzen wir uns in Bewegung. Langsam. Aber sicher.
Ich will fort von hier.
Gewohntes hinter mir und Schmerzhaftes ganz loslassen. Um mich herum sind gleise und Schienen. Sie führen in fremde Länder, in fremde Städte, in denen fremde Menschen fremde Sprachen sprechen, fremde Kulturen leben und fremde Dinge essen.
Die Fremde. Überall nur nicht hier. Hier kenne ich jeden Stein. Jeden Baum.
Überall sind Erinnerungen, die sich wie dunkle Schlingpflanzen um mich winden, mich zu fangen, zu erdrücken versuchen und mir dabei zuflüstern, was mal war und nicht mehr ist.
Ich will mich nicht auf ihre Seite ziehen lassen.
Ich will fort von hier.
Ein Passagier hinter mir fragt mich nach einem Schluck Wasser, l'eau, water.. Ich gebe ihm einen ab.
Ich bin auch durstig.
Ich dürste nach der Fremde, der Sonne, dem Meer und der weiten Ferne, die mich zu rufen scheint.
Ich dürste nach der Liebe, der Geborgenheit, dem Frieden und der Leichtigkeit des Lebens, die ich so bitter nötig habe.
Ich dürste nach der Konzentration, dem Mut, dem Fokus und die Kraft zum Kämpfen, die ich irgendwo versteckt in mir trage.
Ich dürste nach Ruhe und dem traumlosen Schlaf, der mir in letzter Zeit so gefehlt hat.
Ich drücke mein Kissen zwischen Sitz und Fenster und beobachte die vorbeiziehende Landschaft.
Dunkelgrüne Pinien vor einem Himmel, der in blutigem Abendrot glüht.
Dunkle Hoffnung eines Neuanfangs vor all dem Schmerzes, den ich erleide.
Ich will fort von hier.
Mehr nehme ich nicht wahr.
Ich wünschte, ich könnte mit jedem zurückgelegten Kilometer einen Tag in der Zeit weiterreisen. In die Fremde. In die Ungewissheit. In die Zukunft. In die Zeit, in der die Zeit alle Wunden geheilt hat.
Und so liege ich hier, starre zum fernen Horizont und hoffe sie lernt, vorbeizufliegen, wie ein Vogel vom Wind getragen.
Ich will fort von hier.
So wie der dunkle Sandboden draußen grün und saftig wird, soll meine Angst zu Stärke werden.
So wie die rot glühenden Strahlen hinter den Pinien zu leuchtendem himmelblau werden, soll der Schmerz in meinem Innersten zu Leichtigkeit werden. Es soll sich endlich etwas ändern.
Ich will nur fort von hier.
Ich glaube daran, dass dieser Zug mich an einen Ort bringt, wo mich die Schlingpflanzen nicht erreichen, dass mein Durst gestillt werden kann, dass die Zeit Flügel bekommt und mich wegbringt. In die Fremde, In die Ungewissheit. Ich glaube daran.
Ich kann fort von hier.