Tropf. Tropf. Eine nach der anderen fällt. Ich höre verstärkt wie sie aufkommen. Ich bin unter Wasser. Andere Geräusche nehme ich nur gedämpft wahr. Meine Umgebung sehe ich verschwommen. Aber klar höre ich sie. Die Stimmen meiner Gedanken, die mich umkreisen. Ich würde ihnen gerne ihre Mäuler stopfen, aber es geht nicht. Sie rufen, sie schreien, sie flüstern, sie murmeln. Ich höre sie alle klar. "Du bist nicht gut genug!" zischt die eine. "Was macht dich eigentlich aus?", "Was bist du wert?" fragt eine andere. "Du hast kein Talent, du bist nichts besonderes!" wirft mir eine an den Kopf. "Du gehörst nicht dazu!" faucht eine mich böse an.
Tropf. Tropf. Weitere fallen. Die, die ich so gern hören würde, haben wenig Kraft, werden übertönt sind ganz verstummt. Sie würden sagen: "Du weißt genau wer du bist!", "Du bist ein guter Mensch, eine gute Freundin, eine gute Tochter!", "Du bist eine starke, unabhängige, junge Frau!" Sie würden keine Fragen stellen.
Tropf. Tropf. Ich habe das Gefühl sie nicht mehr aufhalten zu können. Ich bin unter Wasser.
Ich bin in einer Gewitterwolke. Ich versuche mich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Meine Umgebung sehe ich vernebelt. Sind die scharfen, leuchtenden Blitze eine Warnung? Eine Strafe? Ein Aufruf? Ich bin verwirrt. Auch sie rufen nun wild durcheinander. Die Stimmen meiner Gedanken. Von allen Seiten schlagen sie auf mich ein, wie große Hagelkörner, die jedes Mal blaue Flecken hinterlassen. Ich versuche sie zu ordnen. Aber in diesem Sturm gelingt es mir nicht.
Mit einem Mal vertreibt die Sonne die Dunkelheit. Nun höre ich sie alle klar. Die Wunden, die sie hinterlassen haben, schmerzen immer noch, aber das geht vorbei.
Ich tauche auf. Ich schnappe gierig nach frischer Luft, die sofort in meine Lungen strömt.
Tropf. Die letzte fällt.
Carpe diem hieß es damals so schön in der Zeit des Barock- nutze den Tag. Denn das Leben ist eine unendliche Achterbahn, das einen an der einen Ecke erschreckt und einen an einer anderen mit einem Wunder überrascht. Unendlich im abstrakten, und doch so vergänglich. Wir sind jung und frei, folgen unserem eigenen Weg mit Höhen und Tiefen, müssen Entscheidungen bei Wegabzweigungen treffen und aus Sackgassen wieder hinausfinden. Oft ist es leichter, oft aber auch schwerer. Und auch dann sollte man nie vergessen, dass man im Hier und Jetzt lebt, nicht im Gestern oder im Morgen!!
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